Fachtag: Mehr Bewegung in den Kindergarten und in die Schule
Sportschule Frankfurt am 01.11.2024
Im Gesamtdurchschnitt nimmt das Niveau von sportlicher Aktivität bei Kindern und Jugendlichen stetig ab. Diesem zunehmenden Bewegungsmangel, der durch die Corona-Pandemie zusätzlich verschärft wurde, gilt es in Zukunft gemeinsam anzugehen.
Angesichts der wachsenden Tendenz zur Institutionalisierung von Betreuungs- und Bildungsangeboten für Kinder und Jugendliche, rückt die Bedeutung von Bewegung in der Kindertageseinrichtung und Schule zunehmend in den Fokus. Diese Tendenz wird im Jahr 2026 nochmals verstärkt, da in diesem Jahr der Rechtsanspruch auf Ganztagsschulbetreuung in Kraft tritt. Auch in der Kindertagesbetreuung wird das Konzept einer „bewegten Kita“ in Zukunft zunehmend wichtiger, da im Kindesalter bereits die Grundlage für einen aktiven Lebensstil im Erwachsenenalter geschaffen wird.
Der Fachtag soll zur Entwicklung von Ideen für einen bewegungsfreudigen, dynamischen pädagogischen Alltag in Schule und Kindergarten beitragen. Dazu sind nicht nur die Sportfachkräfte aller Schulformen und Jahrgangsstufen sowie aus dem Vorschulbereich eingeladen, sondern alle „Bewegungsinteressierte“ aus pädagogischen Arbeitsfeldern. Damit wollen wir zusätzlich die Zusammenarbeit der beiden Bildungsinstitutionen Kita und Schule hinsichtlich der Übergangsgestaltung und weiterer Vernetzungsaufgaben unterstützen.
In einem Impulsvertrag wird Prof. Nils Neuber von der Universität Münster Perspektiven für die Entwicklung des Kinder- und Jugendsports vorstellen, die neben einer “frühkindlichen Bewegungsförderung in Quartieren mit schwierigen sozialen Lagen” auch “mehr Bewegung in Kita und Schule” sowie “eine kommunale Zusammenarbeit für mehr Bewegung im Ganztag” beinhalten. Die Vorschläge gehen zurück auf die Empfehlungen der AG 4 zum Entwicklungsplan Sport.
Der Aktionstag wird mit 8 LE zur Lizenzverlängerung bzw. als 1 Fortbildungstag anerkannt.
Kooperationspartner der Tagung ist die Zentrale Fortbildungseinrichtung für Sportlehrkräfte des Landes (ZFS) an der Landesservicestelle für den Schulsport.
Programm
ab 8.30 Uhr Anreise und Anmeldung |
9.00 Uhr Eröffnung und Einstiegsthema |
10.45 – 12.45 Uhr Workshop-Phase I |
12.45 – 14.00 Uhr Mittagspause und Austausch |
14.00 - 16.00 Uhr Workshop-Phase II |
Workshops
WS-01 Starke Kinder durch zauberhafte Bewegung - Referentin: Annette Krawietz
Krabbeln, klettern, hüpfen, fühlen, freuen, staunen, spielen… – mit lustvollen zauberhaften Bewegungsangeboten, die Selbsterfahrungen und Selbstwirksamkeit ermöglichen, können wir Kinder in ihren Kompetenzen und Ressourcen stärken. Mit diesem Blick erproben wir vielfältige psychomotorische Spiel- und Bewegungsideen und gestalten eine zauberhafte Bewegungseinheit, reflektieren die „zauberhaften Momente“ und wie wir diese in unsere Arbeit umsetzten können.
WS-02 Grundmotorik in Krippe und Kita - Referentin: Friederike Röhr
Die grundmotorische Entwicklung mit kriechen, krabbeln, robben, wälzen, gehen, laufen, balancieren, hangeln stützen, werfen und fangen sind wichtiger denn je. Wann sollten diese angelegt sein? Wie vertiefen wir sie? Das Schaffen von Automatismen, die Anlage umfangreicher Bewegungsmuster helfen ein gutes Körpergefühl zu entwickeln. Im Rahmen der früher Spezialisierung, u.a. auch unter Berücksichtigung der Ansprüche von Eltern, ist das wichtiger denn je. Grundmotorische Fähigkeiten und gymnastische Grundformen bieten viel Raum. Tauchen wir ein, in eine fantasievolle Bewegungslandschaft - eines kreativen Konzeptes aus der Feder der Dozentin.
WS-03 Bewegte Kinder – schlaue Kinder (3-6 Jahre) - Referent: Michael Müller-Schwarz
Lernen in der frühen Kindheit ist maßgeblich aktives Experimentieren und spielerisches Handeln. Insgesamt wird der Bildungsbegriff eher dem kognitiven Lernen und der intellektuellen Leistung zugeordnet, Lernen und Denken sind aber in dieser Altersstufe aktives körperbezogenes Handeln und Tun. Körper, Bewegung und Spiel bilden daher eine Grundlage und erfüllen eine wichtige Funktion in frühkindlichen Lernprozessen. Auf Grundlage dieser Erkenntnis ist also der Körper, die Bewegung und das Spiel wesentlich für die Bildungsförderung. D.h., neben den klassischen Bildungseinrichtungen, Kindergarten und Schule können auch Bewegungsangebote in Familie, Freizeit und Verein positiven Einfluss auf die Bildungsentwicklung von Kindern haben. Der Workshop soll einen kurzen Einblick in die aktuelle wissenschaftliche Diskussion hinsichtlich der Rolle und Bedeutung von Bewegung für den Bildungsprozess liefern, aber im Besonderen zahlreiche praktische Angebote zur Umsetzung der bewegungsorientierten Bildungsförderung präsentieren.
WS-04 Kleine Füße in der weiten Natur... - Referentin: Tanja Hafer
Ob Wald, Feld, Wiesen oder Garten ... die Natur bietet ein großes ganzheitliches Erfahrungsfeld. Waldtage in der Kita... was machen wir, was brauchen wir? In diesem Workshop gehen wir raus, handeln und verstehen... Wir probieren Übungen, Ideen & Spiele aus, welche jeder in seinem „Waldrucksack“ mitnehmen kann. (Wettergerechte Kleidung & Schuhwerk erforderlich)
WS-05 Wutausbruch und Nervenbündel? Entspannungs-Pädagogisches Methoden-Buffet für Entlastungs-Inseln in der Kita - Referentin: Christiane Hosemann
In diesem stark praxisorientierten Workshop erproben wir – basierend auf den Erkenntnisse der neusten Studien zur psychosozialen Gesundheit von Kindern - unkomplizierte, fröhliche Rituale und Spiele aus unterschiedlichen Bereichen der Entspannungspädagogik und der Positiven Psychologie, die den „Chaos-Faktor“ von Übergangs-Phasen minimieren, Kindern konkrete Werkzeuge zum Bewältigen von Stress und Belastungen an die Hand geben und in der Gruppe das Entstehen und Genießen von Stille, Entspannung und Selbstwahrnehmung erleichtern. Ob beim Zappel-Baum, dem Yoga-Mut-Mach-Programm, einer Kinder-Variante der Progressiven Muskelentspannung oder Mini-Meditationen zum Staunen und Genießen - immer werden auch Aspekte der Resilienz, emotionale Regulation und ein friedliches Miteinander gefördert. Mit umfangreichem Handout und kreativen Materialien wie dem „Jammer-Lappen“ und dem „Glücks-Fernrohr“ wird die Umsetzung ganz einfach! Achtung: Fortbildung mit erhöhtem Wohlfühl-Faktor
WS-06 Qualitätssiegel “Hessischer Bewegungskindergarten” - Referent: Niklas Poellath
In diesem Workshop wird der überarbeitete Kriterienkatalog vorgestellt: Was hat sich geändert? Welche Anforderungen muss eine Kita erfüllen, um den neuen Kriterien gerecht zu werden? Gemeinsam erarbeiten wir, wie diese Anforderungen praktisch umgesetzt werden können.
WS-07 Bewegungsgeschichten für die Grundschule - Referentin: Sarah Kohl
Kleine Sportmuffel mit kreativen Bewegungsgeschichten mit hohem Aufforderungscharakter abwechslungsreich bewegen. Durch die motivierenden Themen der Geschichten werden die Kinder von der Geschichte eingefangen und trainieren dabei fast unbemerkt, indem sie sich nach ihren Vorstellungen mit Hilfe der Geschichte bewegen allgemeine sportliche Kompetenzen. Mit Bildern gestützt werden die vorgelesenen Worte sichtbar und können zur Anregung dienen, sie sind zum Beispiel „Unterwegs mit der Affenbande“ oder Fahren den „Weg der Meeresschildkröten“ ab.
WS-08 Mutmachwerkstatt (Schule) - Referentin: Madeleine Holla
Bewegung wirkt, sowohl auf den körperlichen Gesundheitszustand als auch zur emotionalen Unterstützung und Ermutigung.
Unser Fühlen beeinflusst unser Denken, unser Denken beeinflusst unsere Haltung und unsere Bewegungen. Aber auch umgekehrt beeinflussen unsere Haltungen und Bewegungen unser Fühlen und Denken. Lernfreude und Mut können durch gezielte Bewegungssteuerung und -reflexion im Alltag gefördert werden. Die bewusste Integration vieler als positiv assoziierter Bewegungen in den Unterricht kann einen großen Schatz für das pädagogische Handeln darstellen.
In der Mutmachwerkstatt werden motivierende Teilkörperbewegungen, die „Minirituale“, „Feel-Fine-Yoga-Übungen“ sowie weitere kleine „Spiel- und Übungsformen“ zur spielerischen Integration der Minirituale in den Unterricht erprobt und Einsatzmöglichkeiten reflektiert.
Die vorgestellten Inhalte des Workshops können einen niederschwelligen und dennoch hochwirksamen Beitrag zur Förderung von Körperwahrnehmung, Selbst- und Fremdwahrnehmung, Impathie- und damit Empathieförderung leisten. Die Inhalte lassen sich an alle Altersstufen anpassen und sind unabhängig von Lern- und Sprachständen oder Schulformen einsetzbar. Damit ist das Angebot inklusiv und integrativ. Die Veranstaltung findet im Rahmen des Landesprogramms Schule & Gesundheit statt und unterstützt die Qualifizierung von Lehrkräften und pädagogischem Personal im Bereich Bewegung & Wahrnehmung.
WS-09 „Kleiner Aufwand - Große Wirkung“ Einführung in die Arbeit mit dem Gleichgewichtskalender (Schule) - Referentin: Michaela Brauburger
Schülerinnen und Schüler, die eine ausreichend stabile Gleichgewichtsfähigkeit besitzen, sind kognitiv leistungsfähiger und erzielen bis zu einer ganzen Schulnote bessere Leistungen. Lernen steht demnach in einem unmittelbaren Zusammenhang zur Bewegungserfahrung und Wahrnehmungsverarbeitung. Das erfordert pädagogische Lösungen auf die Frage, wie die Gleichgewichtsentwicklung geradezu nebenbei, aber dennoch wirkungsvoll trainiert werden kann. „Das Spektakuläre an diesem Programm ist das Unspektakuläre“ (Dorothea Beigel). Der Aufwand ist gering und die Wirkung nachweislich groß.
WS-10 Beweg dich Schule! - Referentin: Nicole Lenhart
Mit Bewegung im Unterricht lernen Schülerinnen und Schüler erfolgreicher, sie erzielen bessere Leistungen und können ihr Verhalten leichter regulieren. Das menschliche Gehirn braucht Bewegungsimpulse, damit es effektiv und produktiv arbeiten kann. Mit der Forderung nach mehr Bewegung in der Schule entsteht neben der fundamentalen Verpflichtung nach einer bewegungsfördernden Didaktik, auch eine pädagogische Herausforderung für Lehrkräfte und Erziehende zur aktiven Gestaltung von Unterricht und Lernsituationen. Bewegung wirkt in diesen Unterrichtsphasen sowohl aktivierend als auch beruhigend auf die Schülerinnen und Schüler und trägt zur Optimierung ihrer Lernleistung bei. Bewegungsanlässe wirken inklusiv, alle Schülerinnen und Schüler können durch Bewegungschancen profitieren.
Neben theoretischen Grundlagen und Argumenten für eine bewegte Schule stellt die Fortbildung vor allem zahlreiche und vielfältige praktische Übungen und Methoden zur Bewegungs- und Wahrnehmungsförderung im Unterricht in den Mittelpunkt. Anhand der lernvorbereitenden, lernerschließenden und lernbegleitenden Übungen wird verdeutlicht, wie Inhalte aus den Fächern in Bewegung thematisiert werden können.
Die bewegten Praxisphasen sind kompetenzorientiert gestaltet, so dass bereits während der Fortbildung reflektiert wird, welche didaktisch-methodischen Variations- und Anpassungsmöglichkeiten es gibt, um die dargebotenen Inhalte in den eigenen Lerngruppen vermitteln und anwenden zu können.
WS-11 Tanz + Basketball machen Schule - Referenten*innen-Team: Crespo Foundation, der Tanzplattform Rhein-Main und des FRAPORT SKYLINERS e.V.
Die Kombination von Tanz und Basketball eröffnet neue Erfahrungsräume, in denen Sport und Kunst aufeinandertreffen. Tanz und Basketball können gleichermaßen rhythmisch sein. Sie beinhalten die unmittelbare Erfahrung, an etwas mit allen Sinnen teilzunehmen und physisch gefordert zu sein, sowie die spielerische Kreativität, sich auszuprobieren.
Im Rahmen des 90-minütigen Workshops zu Tanz + Basketball machen Schule erhalten die Teilnehmenden anhand vieler Praxisbeispiele neue Impulse für kreative Gestaltung von Bewegung mit Kindern.
Tanz + Basketball machen Schule ist ein Projekt der Tanzplattform Rhein-Main, des Skyliners e.V. und der Crespo Foundation, in Kooperation mit dem Hessischen Kultusministerium. Jährlich werden 15 AGs an verschiedenen Grund- und weiterführenden Schulen im Rhein-Main-Gebiet angeboten. Der Workshop gibt einen Einblick in die aktuelle Arbeit des Projekts und wird geleitet von einem Duo bestehend aus einer Tanzvermittler*in der Tanzplattform Rhein-Main und einem Basketballer des Skyliners e.V.
WS-12 AKTIV &CLEVER Bewegungsräume (Schule) - Referent: Sebastian Herbert
Schule bewegungsfördernder zu gestalten, erfordert Umdenken und Mut hinsichtlich der Nutzungsänderung und der Erschließung von Räumen des gesamten Schulgebäudes wie z. B. Flure, Eingangs- und Pausenhallen, leere Klassen- oder Kellerräume, Verbindungswege oder Freiflächen im Außenbereich.
Der Schulalltag vieler Schülerinnen und Schüler beschränkt sich oft auf sitzende Tätigkeiten. Hyperaktivität, Konzentrationsschwäche, Aggression und mangelnd ausgeprägte soziale Kompetenzen sind Symptome, die Lehrpersonen immer häufiger beobachten. Diese Verhaltensmerkmale sind unter anderem auch Ausdruck und Folge von zu wenig Bewegung. Mit bewegten Pausen können Sie hier zu einem Mehr an Bewegungsanlässen beitragen.
Die Spiele und Übungen des Praxiskartensets A&C tragen dazu bei, Auf- und Umbauprozesse im Gehirn anzuregen und zu unterstützen, die Sozialkompetenz durch Eigen- und Fremdwahrnehmung zu verbessern, ein Wohlfühlen in Gruppen zu entwickeln sowie Kommunikation, Gespräche und soziales Handeln zu fördern.
Schülerinnen und Schüler werden auch in die Lage versetzt, durch Selbstorganisation der Spiele und Übungen zukünftig den Lern- und Lebensraum „Schule“ mitzugestalten und ihre Pausen unter den jeweiligen örtlichen Rahmenbedingungen bewegender auszurichten.
Ebenso können die Bewegungsbeispiele im Rahmen der erweiterten Angebote der Schule (Klassenfahrt, Ganztag, Projektwoche, Spiel- und Sporttage, Wandertage) genutzt werden.
Die Veranstaltung AKTIV & CLEVER findet im Rahmen des Landesprogramms Schule & Gesundheit statt und unterstützt die Qualifizierung von Lehrkräften und pädagogischem Personal im Bereich Bewegung & Wahrnehmung. Neben dem Praxiskartenset erhalten Sie über den Hessischen Bildungsserver auch die Möglichkeit zum Download einzelner Spiele in Form von Videos.